Multiple Sklerose

   

Inhaltsverzeichnis

  1. Multiple Sklerose
  2. Ursache
  3. Diagnose
  4. Wer erkrankt an MS?
  5. Antworten auf häufig gestellte Fragen
  6. Krankheitsverlauf/Symptome

Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung, welche die Nervenbahnen im Gehirn und Rückenmark befällt.
Oft wird auch die Bezeichnung "Enzephalomyelitis disseminata" (ED oder EMD) verwendet. Übersetzt heißt dies :
Eine im Gehirn (Enzephalon) und Rückenmark (Myelon) verstreut (disseminiert) auftretende Entzündung.

Die Nervenbahnen unseres Körpers sind, einem Kabel vergleichbar, durch eine Schicht -die Myelinschicht- isoliert. Dadurch werden die vielfältigen Signale, die unser Gehirn aussendet und empfängt, geschützt.
Entsteht ein Entzündungsherd im Bereich dieser Schutzschicht können die Botschaften nicht so wirkungsvoll übertragen werden.
Das Auftreten von einem oder mehreren (multiplen) Entzündungsherden mit entsprechenden körperlichen Störungen und Ausfällen nennt man Schub.
Ein solcher Schub hat nichts mit einem plötzlichen Anfall zu tun - meist entwickelt er sich innerhalb von Stunden oder Tagen und klingt nach einiger Zeit wieder ab.
Danach kann eine Rückkehr zur normalen Funktion eintreten oder das entzündete Nervengewebe vernarbt (sklerosiert).

Dadurch kann es zu ganz unterschiedlichen Krankheitsanzeichen und/oder Symptomen kommen, was eine Diagnose sehr schwierig macht.
Die häufigsten Anzeichen sind :

  1. Mißempfindungen
  2. Spastiken
  3. Taubheitsgefühle
  4. Seh-, Sprach- oder Koordinationsstörungen


Ausgelöst durch manche dieser starken Beeinträchtigungen können schwere psychische Verstimmungen auftreten.


Ursache

Die Ursache der Erkrankung ist noch nicht bekannt.
Der Myelinschwund bei MS könnte durch eine abnorme Reaktion des körpereigenen Immunsystems bedingt sein.

Dieses verteidigt normalerweise den Körper gegen eindringende Organismen (Bakterien und Viren). Viele Besonderheiten der MS deuten auf eine "Autoimmumkrankheit" hin, bei der der Körper seine eigenen Zellen und Gewebe angreift. Im Fall der Multiplen Sklerose ist dies das Myelin.
Es ist nicht bekannt, was das Immunsystem veranlaßt, das Myelin anzugreifen. Doch wird angenommen, daß es sich um eine Kombination mehrerer Faktoren handelt. Man geht davon aus, daß bei dieser Erkrankung im Wesentlichen ein Virus beteiligt ist, das zunächst unauffällig im Körper ruht.

Das Virus könnte das Immunsystem stören oder die Autoimmunreaktion indirekt auslösen.
Wahrscheinlich handelt es sich nicht um ein einziges MS-Virus. Vielmehr könnte ein gewöhnliches Virus wie das Masern- oder Herpes-Virus als Auslöser wirken.

Durch diesen werden im Blutkreislauf weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) aktiviert, die in das Gehirn vordringen, indem sie dessen Abwehrmechanismus, die "Blut-Hirn-Schranke", schwächen. Dort aktivieren die Lymphozyten dann weitere Bestandteile des Immunsystems so, daß diese das Myelin angreifen und zerstören.
Außerdem gibt es Beweise dafür, daß MS bei Menschen mit genetisch bedingter MS-Anfälligkeit häufiger auftritt. Diese Theorien ergänzen sich gegenseitig. Ein gewöhnliches Virus könnte das Immunsystem einer Person mit genetisch bedingter Anfälligkeit veranlassen, das Myelin des Zentralnervensystems anzugreifen und zu beschädigen.


Diagnose

Das Erscheinungsbild der MS ist sehr unterschiedlich und manchmal ist es selbst für einen erfahrenen Arzt schwierig, die Diagnose zu stellen. Um alle anderen Ursachen und Krankheiten auszuschließen, ist es daher notwendig eine gründliche neurologische Untersuchung durchzuführen.
Durch eine Reihe neuer Verfahren ist dies in den letzten Jahren sehr erleichert worden.

Die Untersuchung der Sehnerven kann mit Hilfe der "Schachbrettmusteruntersuchung" bereits in der Arztpraxis des Neurologen gemacht werden.

Die Computertomographie (CT), ist eine Röntgenschichtuntersuchung und kann genutzt werden, um andere Erkrankungen des Nervensystems auszuschließen.

Eine wesentlich genauere Aussage läßt sich heutzutage mit Hilfe der Kernspintomographie (NMR oder MRT) treffen. Anstelle von Röntgenstrahlen, wie bei der CT , werden hier Magnetfelder verwendet.
Eine MS allein aufgrund einer Kernspintomographie mit ausreichender Sicherheit festzustellen, ist allerdings nicht möglich.

Nach wie vor ist zur Sicherung einer MS-Diagnose die Untersuchung des Nervenwassers (Liquors) mit Hilfe der Lumbalpunktion wichtig. Dabei weisen bestimmte Eiweißkörper auf eine besondere Form der Entzündung im Zentralnervensystem hin.

Zusammenfassend kann man sagen, das die Diagnosestellung wie ein Puzzle ist. Je mehr Teilen zusammenpassen, desto sicherer die Diagnose.


Wer erkrankt an MS ?

Multiple Sklerose ist eine Krankheit junger Erwachsener. In über 80% aller Fälle wird die MS im Alter zwischen 20 und 50 Jahren festgestellt.
Frauen haben eine höhere Erkrankungswahrscheinlichkeit als Männer. Das Verhältnis beträgt etwa 3 zu 2.


Antworten auf häufig gestellte Fragen

MS ist nicht ansteckend

Freunde und Familienangehörige können sich nicht infizieren.

MS ist nicht tödlich

In einer 1971 durchgeführten Studie wurde festgestellt, daß 25 Jahre nach der Diagnose 74% der MS-Kranken noch lebten, verglichen mit 86% der Gesamtbevölkerung. Dies zeigt, daß die Lebenserwartung um weniger als 15% gekürzt wird.

MS ist keine ererbte Krankheit

und wird nicht genetisch übertragen, doch scheint es eine gewisse genetisch bedingte Anfälligkeit zu geben. Dies erklärt das geringfügig höhere Erkrankungsrisiko in Familien, in denen MS bereits aufgetreten ist. Das etwas höhere Risiko der Kinder und Geschwister von MS-Kranken könnte durch eine allgemeine Anfälligkeit und eine gemeinsame Umwelt bedingt sein.

Schwäche und Müdigkeit

sind häufig Symptome der MS und selten sind sie sogar die Einzigen. In einem solchen Fall kann es leicht zu Mißverständnissen innerhalb der Familie kommen.
Da der Patient/die Patientin so gesund wie eh und je aussieht, ist man der Meinung, er/sie müßte auch genauso aktiv sein. Zu Unrecht steht oft der Vorwurf im Raum, daß man einfach nur "faul" sei, obwohl die Ausdauer und körperliche Kraft durch die Krankheit in Wahrheit stark herabgesetzt sind.
Überanstrengung führt aber oft zu einer vorübergehenden Verschlimmerung der Symptome und sollten weitgehend vermieden werden.
Dies bedeutet jedoch nicht, jegliche körperliche Aktivität zu unterlassen. Folgende Vorschläge können helfen, die Kräfte einzuteilen und eine Überanstrengung zu vermeiden :

  1. Regelmäßiger, ausreichender Schlaf ist sehr wichtig.
  2. Man sollte körperlich so aktiv wie möglich bleiben, aber nie bis zur Erschöpfung.
  3. Es ist sehr wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen. Obwohl und gerade weil sie sich von Tag zu Tag ändern.
  4. Muß eine lange, ermüdende Aufgabe übernommen werden, ist es wichtig schrittweise zu arbeiten. Ratsam ist es , vor jedem Schritt eine Ruhepause einzulegen
  5. Ratsam ist es auch, die anstrengendsten Tätigkeit vormittags einzuplanen, da dann die meiste Energie vorhanden ist
  6. Falls es erforderlich ist, sollte man zwischendurch mal ein Schläfchen halten oder sich ausruhen, bis man sich wieder gestärkt fühlt.

MS und Wärme

Für viele, aber nicht für alle, scheint Wärme eine vorübergehende Verschlechterung der Symptome zu bewirken. Oft fühlt man sich während des warmen schwülen Sommers schlechter. Oder der Grad der Behinderung nimmt als Resultat einer erhöhten Körpertemperatur, durch Fieber oder ein heißes Bad, zu.
Sollte dies zutreffen, können folgende Vorschläge wertvoll sein :

  1. Ein längerer Aufenthalt in der Sonne sollte man vermeiden.
    Die Rolläden sollten bei starker Sonne herunter gelassen werden.
  2. Es ist ratsam, die anstrengendsten Tätigkeiten an kühleren Tageszeiten zu planen.
  3. Duschen oder baden sollte man möglichst kühl

Abschließend ist allerdings zu sagen, daß Wärme selbst die Krankheit nicht verschlimmert.


MS und Schmerzen

Obwohl lange angenommen wurde, daß die MS selbst keine Schmerzen verursachen würde, kommen diese doch recht häufig vor und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen nicht unerheblich.
Falls dies der Fall sein sollte, ist es ratsam mit dem Arzt darüber zu sprechen! Da unterschiedliche Ursachen Auslöser der Schmerzen sein können, wird er gemeinsam mit dir/mit Ihnen ergründen, wo diese ihre Ursache haben und die geeignete Therapie empfehlen.

Krankengymnastik

ist während des Krankheitsverlaufs notwendig. Obwohl sie kein Heilmittel darstellt kann sie doch helfen, das Beste aus den körperlichen Möglichkeiten zu machen.
Nach akuten Schüben wird Physiotherapie angewendet, um zurückbleibende neurophysiologische Schäden zu mindern. Während einer gleichbleibenden Phase kann diese stabilisieren. Ein Physiotherapeut kann auch zeigen, wie sich der Patient / die Patientin mit oder ohne Gehhilfen besser und sicherer fortbewegen kann.


Krankheitsverlauf / Symptome

Die Verlaufsform einer MS ist von Patient zu Patient so unterschiedlich, daß es nicht möglich ist, Vorraussagen zu treffen
Die Multiple Sklerose wird deshalb auch
"die Krankheit mit den 1000 Gesichtern" genannt.

Bei einer Vielzahl von Erkrankten verläuft die MS gutartig und anfänglich auftretende Krankheitszeichen bilden sich fast alle vollständig zurück.

Auch wenn sich Krankheitszeichen nur unvollständig zurückbilden, bleiben die Störungen gering ausgeprägt und beeinträchtigen wenig.

Es können allerdings auch zunehmende Beeinträchtigungen auftreten, die bestehen bleiben. Jedoch nur in einzelnen Fällen (unter 5%) führt die Erkrankung innerhalb weniger Jahre zu schwerer körperlicher Behinderung.

Da es nicht möglich ist eine Vorhersage des Verlaufs zu treffen, ist dies eine große Belastung für Neuerkrankte und deren Angehörige.
Hinzu kommt, daß viele Patienten durch meist einseitige Darstellung der MS noch zusätzlich verunsichert werden.

Hier können Gespräche mit anderen Betroffenen helfen, ein realitätsgerechtes Bild der Krankheit zu bekommen.
Dafür möchten wir da sein und helfen.


Verlaufsformen

Der Krankheitsverlauf ist nicht vorhersehbar. Es gibt MS-Kranke, die in ihrem Befinden kaum beeinträchtigt sind. Und es gibt Andere, deren Zustand sich innerhalb kurzer Zeit bis zur völligen Invalidität verschlimmert.

Zwar hat jeder MS-Kranke eine besondere Konstellation von Symptomen, aber man kann eine Reihe von Verlaufsformen gut unterscheiden :

  1. Schubweiser Verlauf mit Remissionen :

    Bei diesem Verlauf kommt es zu unvorhersehbaren Schüben, wobei neue Symptome auftreten oder bestehende sich verschlimmern können. Solche Schübe sind von unterschiedlicher Dauer (Tage bis manchmal Monate). Anschließend kommt es zu einer partiellen oder kompletten Rückbildung (Remission).
    Die Krankheit kann über Monate oder Jahre hinweg ruhen.

  2. Gutartiger (benigner) Verlauf :

    Nach ein oder zwei Anfällen mit vollständiger Erholung kommt es bei diesem MS-Typ im Laufe der Zeit zu keiner weiteren Verschlechterung, und es tritt keine bleibende Behinderung ein. Von gutartiger MS kann nur die Rede sein, wenn nach 10 bis 15 Jahren lediglich ein minimaler Behinderungsgrad besteht.

    Ihr Anfangsbild entspricht dem der schubweisen Verlaufsform. Ein gutartiger Verlauf beginnt zumeist mit weniger gravierenden Symptomen.

  3. Sekundär fortschreitende (progrediente) Verlaufsform :

    Bei manchen Erkrankten geht ein anfänglich schubweiser Verlauf mit Rückbildungen (Remissionen) später in ein Stadium fortschreitender Behinderung über, wobei weiterhin Krankheitsschübe auftreten können.

  4. Primär fortschreitende (progrediente) Verlaufsform :

    Diese Form ist durch das Ausbleiben einzelner Krankheitsschübe gekennzeichnet. Sie beginnt schleichend und schreitet mit ständiger Verschlimmerung fort. Die Ausfälle und Behinderungen häufen sich. Dieser Prozeß kann irgendwann zum Stehen kommen oder über Monate und Jahre weitergehen.


Die häufigsten Behandlungsmethoden

MS ist eine chronische Erkrankung, die noch nicht heilbar ist. Dies bedeutet jedoch nicht, daß man sie nicht behandeln kann.

Während eines Schubes

Während oder nach Schüben wird seit vielen Jahren Kortison (Kortikoide) eingesetzt; es wirkt vorwiegend im Schub entzündungshemmend.

Nicht jeder Schub muß zwangsläufig mit diesem Medikament behandelt werden. Besonders leichtere Schübe können spontan abklingen und ausheilen.
Andererseits gibt es auch bei einer Behandlung mit Kortison keine Garantie für eine folgenlose Rückbildung der Beschwerden.
Jedes Medikament wirkt in jeder Situation anders.

Höhe und Dauer der Therapie werden deshalb individuell abgestimmt, gerade auch in Anbetracht von Verträglichkeit und Nebenwirkungen.
Von einer Langzeiteinnahme des Kortisons ist eindeutig abzuraten. Patienten sollten sich gründlich von ihrem behandelnden Arzt über Pro und Contra des Kortisons informieren lassen.

Während des normalen Lebens

Eine Vielzahl anderer Medikamente (z.B. Beta-Interferone, Glatirameracetat / Copaxone, Immunglobuline, etc.) greifen regulierend oder unterdrückend in das Immunsystem ein. Dadurch scheint sich bei einigen Patienten das Fortschreiten der MS zu verlangsamen. Diese Medikamente sollen eine Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems unterdrücken.
Für Erkrankte mit häufigen schweren Schüben können sie unter Umständen sinnvoll sein, um damit von einer aktiven Krankheitsphase in eine stabile Phase überzuleiten.

Auch wenn es zur Zeit noch keine allgemeingültige Therapie mit Sicherheit auf Heilung der Multiplen Sklerose gibt, so sind doch eine Vielzahl von etablierten Behandlungsmethoden vorhanden, welche die Symptome der MS günstig beeinflussen können.

Alternativen zur Schulmedizin

Da die traditionelle Medizin die Multiple Sklerose zur Zeit nocht nicht heilen kann, ist es nur verständlich, daß viele Patienten sich zur Schulmedizin alternativen und ergänzenden Möglichkeiten wie Naturheilverfahren, Körperwahrnehmungsübungen, usw. zuwenden.

Mitunter ist Skepsis gegenüber einigen Therapievorschlägen außerhalb der Schulmedizin angebracht.
Und der kritische Rat Ihres Arztes erspart oft kostspielige und nicht immer ganz ungefährliche Therapien.


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